Die Anforderungen an Ihr Netzwerk
Gleich ob Sie ein Netzwerk völlig neu einrichten möchten (z.B. in Folge eines Hausbaus) oder ein bestehendes Netzwerk neu aufsetzen (z.B. auf Grund eines Umzuges) oder erweitern wollen, es macht Sinn sich am Anfang ein paar grundlegende Gedanken zu machen. Ganz zu Beginn sollten Sie sich sich ihrer Zielsetzung und Anforderungen vergegenwärtigen.
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Welche Benutzer habe ich in meinem Netzwerk, die welche Anwendungen nutzen?
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Wie schätze ich selbst die Entwicklung meines Netzwerkes in der Zukunft ein?
Notiz: Keine Angst die meisten der Fragen lassen sich für Sie wahrscheinlich einfach beantworten. Es ist nur gut sich der Anforderungen an das Netzwerk bewusst zu werden, um sich nicht hinterher über ein für Sie unzureichend funktionierendes Netzwerk zu ärgern oder unnötig Geld auszugeben.
Nachdem Sie sich grob im Klaren sind, welche Anforderungen an Ihr Netzwerk bestehen, ist die spannende Frage wie lassen sich die Anforderungen an das Netzwerk realisieren? Welche Optionen existieren? Was sind die Vor- und Nachteile verschiedener Optionen?
Diese Fragen werden beantwortet, wenn man die Architektur seines Netzwerkes festlegt.
Netzwerkanforderungen - Die Beratung
Es ist eine legitime Frage ob man sich selbst mit der Erstellung eines Heimnetzwerkes befassen will. Manchen macht es viel Spaß sich mit der Thematik zu befassen und das für sich selbst optimale Heimnetzwerk zu planen, einzurichten und zu betreiben. Andere möchten die Dienste eines Netzwerkes nutzen, haben aber entweder nicht die notwendigen Fachkenntnisse, nicht die Zeit und/oder einfach für sich wichtigeres zu tun, als das Netzwerk selbst zu erstellen.
Für den erstgenannten Personenkreis sind die weiteren Bereiche auf dieser Webpräsenz gedacht. Diese geben umfassend Informationen, wie Sie Ihr Netzwerk konkret planen, einrichten und betreiben können.
Falls Sie allerdings sich selbst, komplett oder teilweise, nicht weiter mit dieser Thematik befassen möchten, dann scheuen Sie sich nicht ein Beratungsangebot oder auch die Dienstleistung einer „schlüsselfertigen“ Installation Ihres Heimnetzwerkes in Anspruch nehmen.
In beiden Fällen kennen aber nur Sie Ihre eigenen Anforderungen und Rahmenbedingungen für das zu erstellende Netzwerk. Folgende Unterkapitel geben Ihnen weitere Anregungen und Hilfestellungen, damit Sie Ihre eigenen Bedürfnisse besser konkretisieren können.
Netzwerkanforderungen - Die Endgeräte
Ein Heimnetzwerk verbindet netzwerkfähige Geräte und erlaubt es diesen Geräten untereinander und mit dem Internet zu kommunizieren (ein Internetzugang vorausgesetzt).
Heutzutage sind nur Geräte üblich die entweder WLAN integriert haben oder eine Schnittstelle für kabelgebundenes Ethernet besitzen oder natürlich auch beides. Gerade wenn Sie Geräte an Ihr Netzwerk anschließen möchten, die entweder nur WLAN oder eine Ethernet Buchse anbieten, dann gibt dies schon direkt Informationen welches Übertragungsmedium Sie für welches Gerät brauchen. Falls beides Unterstützt wird oder einfach modular nachgerüstet werden kann, wie z.B. bei einem klassischen PC, dann wird es von den Benutzern und vor allem Ihren Anwendung abhängen, welches Übertragungsmedium das geeignetere ist.
Eine Ethernet Buchse können Sie an der klassischen sogenannten „RJ45“ Bauform mit 8 Kontakten erkennen.
Da auch andere Technologien (wie z.B. ISDN) eine Buchse mit gleicher Bauform verwenden, empfiehlt es sich im Zweifel noch einen Blick auf die Buchse zu werfen. Bei vielen Geräten ist die Buchse direkt mit dem Schriftzug „Ethernet“ gekennzeichnet. Verbleibt noch Unsicherheit kann man über die Dokumentation eines Gerätes prüfen ob es sich um eine Ethernet Buchse handelt.
Neben der Schnittstelle für das Netzwerk, ist auch der zukünftige Standort für das Gerät von Interesse. Schon allein vom Standort her kann sich WLAN oder kabelgebundenes Ethernet anbieten, da es z.B. aufwendig sein kann ein neues Kabel zu verlegen oder Stahlbetondecken die Nutzung von WLAN erschweren.
Neben schon genannten Kriterien, ist auch die Anzahl der Geräte wichtig, welche über WLAN oder Ethernet betrieben werden sollen. Wenn z.B viele Gerät über Ethernet betrieben werden sollen, dann müssen entsprechend viele Ethernet Anschlüsse zur Verfügung gestellt werden.
Ob man ein sogenanntes „Virtual Private Network“ (VPN) einrichten möchte, hängt von Ihrer Anforderung ab auf eines oder mehrere Ihrer Geräte von außerhalb Ihres Heims oder Büros, vom Internet aus zugreifen zu können.
Falls Sie noch alte Analog oder ISDN Telefone besitzen, diese Weiterverwenden möchten oder eine neue Heimtelefonanlage über Ihr Heimnetzwerk betreiben möchten, dann ist dies ebenfalls ein Punkt den Sie sich notieren sollten. Die klassischen Analog/ISDN Telefone sind an sich nicht Datennetzwerkfähig, doch gibt es Möglichkeiten ISDN und Analog Telefone auch an ein modernes Datennetzwerk anzuschließen. Moderne Heimtelefone können direkt an das Heimnetzwerk angeschlossen werden ohne das eine separate Telefonverkabelung über klassische 4 Draht Telefonkabel (z.b. J-Y(ST)Y 2x2x0,6mm) mehr nötig ist.
Auch das Thema Heimautomatisierung sollte man kurz überdenken. Möchte man z.B. eine Türsprechanlage in seinem Heim installieren, dann gibt es Systeme, welche über Ihr Heimnetzwerk angebunden werden können. Wie bei der Heimtelefonie ergibt sich der Vorteil das man keine veralteten 4 Draht Kabel mehr verlegen muss, sondern ein reguläres Netzwerkkabel, welches dann später flexibel auch für andere Anwendungen genutzt werden kann. Für die Anbindungen von Sensoren und Aktoren in eine Alarmanlage oder Heimautomatisierungssystem wird meistens eine Funkschnittstelle benutzt (z.B. Z-Wave, ZigBee). Hintergrund ist das eine Verkabelung all dieser Sensoren/Aktoren oftmals aufwendig ist. Die Verwendung von WLAN scheidet für die meist Batterie betriebenen Geräte aus, da die Leistungsaufnahme von WLAN zu hoch ist. Die Alarm- / Heimautomatisierungszentrale an sich kann wiederum direkt an Ihr Heimnetzwerk angeschlossen werden, ebenso Überwachungskameras. Dies eröffnet ihnen die Möglichkeit sich Meldungen von einer Alarmanlage direkt auf Ihr Smartphone zustellen zu lassen oder schon einmal die Waschmaschine anzustellen, damit die Wäsche beim eintreffen schon fertig gewaschen und bereit zum trocknen ist.
Notiz: Im Bereich der Heimautomatisierung gibt es derzeitig eine Vielzahl von konkurrierenden Schnittstellen, vor allem für das Übertragungsmedium Funk. Das Thema Heimautomatisierung steht noch nicht im Fokus dieser Webpräsenz. Es wird von daher nicht weiter in sich vertieft, sondern an der Schnittstelle zu Ihrem generischen Heimnetzwerk basierend auf Ethernet/WLAN/PowerLine aufgegriffen.
Netzwerkanforderungen - Die Benutzer und Ihre Anwendungen
Letztlich erwartet ein Benutzer von einem Heimnetzwerk das es für Ihn transparent ist. Sprich man surft im Internet, lädt Daten in die Cloud, spielt online, schaut einen Film und diese Anwendungen funktionieren einfach tadellos.
Doch Personen und Ihre Erwartungen sind individuell und der Begriff „tadellos“ sehr dehnbar. Wenn jemand online ein Echtzeitstrategiespiel spielt oder einen Shooter, unter Wettbewerbsbedingungen, dann möchte man die Verzögerungen für die Datenübertragung auf ein Minimum beschränken und jede Millisekunde (ms) ist kostbar. Wenn man ein Telefongespräch (Voice over IP) über sein Netzwerk führt, dann sollte das Gespräch stabil, ohne hörbare Störungen und flüssig im Dialog verlaufen. Das Nachladen einer Seite der Tageszeitung auf dem Tablet sollte spätestens nach einem Schluck Kaffee abgeschlossen sein.
Doch warum sind solche Überlegungen überhaupt hilfreich?
Als Antwort 2 Beispiele: WLAN hat den Vorteil der kabellosen Mobilität, doch die WLAN bedingte Zugriffskontrolle auf das geteilte Medium der Funkschnittstelle, kann schnell dazu führen das Daten verzögert gesendet werden. Dies ist üblicherweise kein Problem für die meisten Anwendungen, doch wenn man für das Online-Gaming die Zugriffszeiten zuverlässig optimieren möchte, empfiehlt sich ein kabelgebundenes Übertragungsmedium. Wichtige Daten sollen regelmäßig als Backup auf ein externes Network Attached Storage Gerät (NAS) gespeichert werden. Schon heute ist ein Datenvolumen von mehreren Gigabyte eher die Regel als die Ausnahme. Eine hohe Bandbreite des Übertragungsmediums ist hier von Vorteil, somit die Verwendung von Gigabit Ethernet oder leistungsfähige WLAN-Verbindungen nach IEEE802.11ac (WiFi5), bzw. IEEE802.11ax (WiFi6).
Um ihnen einen Anhaltspunkt zu geben hier ein Link zu einer Tabelle mit verschiedenen Netzwerkanwendungen und typischen Anforderungen. Typisch da Ihre individuellen Erwartungen und Anforderungen abweichen können, die Anwendungen weitere Abhängigkeiten haben, wie die exakte für die Übertragung verwendete Kodierung oder schlicht dem Wandel der Zeit unterliegen (z.B. Websites mit immer höherem Datenvolumen zur Übertragung).
Listen Sie jetzt die Benutzer ihres Heimnetzwerkes und welche Benutzer welche Anwendungen in Anspruch nehmen. Individualisieren sie die Anwendungen auf Ihre persönlichen Bedürfnisse und listen Sie zusätzliche Anwendungen. Versuchen Sie soweit möglich die Anforderungen dieser Anwendungen in den Punkten Latenz, Datenrate (Uplink, Downlink) und Zuverlaessigkeit auf das Netzwerk zu schätzen.
Notiz: Wie bei den meisten Dingen im Leben, kommt es nicht darauf an 100% akkurate Zahlen zu ermitteln, sondern es reicht grob die Dimension der Anforderungen bezüglich Bandbreite, Zugriffszeit und Zuverlässigkeit zu kennen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bezüglich Anforderungen an Ihr Heimnetzwerk ist die Sicherheit. Die Hauptpunkte sind die Absicherung gegen unauthorisierten Zugriff von außen und die Frage ob und in welchem Umfang bestimmte Benutzerkategorien Zugriff auf Ihr Netzwerk haben sollen. Folgend Beispielfragen mit Sicherheitsrelevanz:
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Möchte ich Besucher z.B. über WLAN Zugang zum Internet gewähren? Möchte ich aber auch das die Besucher meine Daten auf einem Network-Attached-Storage Gerät (NAS) oder Media-Server einsehen, bzw. kopieren können?
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Möchte ich mit einem beruflich genutzten Computer auf das Internet zugreifen, diesen aber sonst von meinem restlichen Netzwerk trennen, um Wechselwirkungen zu vermeiden?
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Möchte ich die Computer meiner Kinder nur auf bestimmte Geräte und/oder das Internet zugreifen lassen, diese aber sonst von meinem restlichen Netzwerk trennen?
Netzwerkanforderungen - Die Zukunftsentwicklung
Es ist immer schwierig einen Blick in die Zukunft zu wagen und hierbei richtige Prognosen abzugeben. Gerade im Bereich der Technik ist der Fortschritt so rasant das sich manche Technologien innerhalb von wenigen Jahren etablieren, dann aber genauso schnell wieder veraltet sind. Ein Computer und entsprechende Software ist schnell ausgetauscht. Doch mit einer dahinter liegenden Infrastruktur, wie z.B. einem Netzwerk, kann es umständlicher werden. Die Internetzugangstechnologie DSL z.B. erfreut sich nur deshalb so großer Beliebtheit, da in Deutschland großflächig verdrillte Kupferkabel für den Haus-/Wohnungstelefonanschluss verlegt wurden. Diese zu Ersetzen ist aufwendig und teuer und von daher wird uns der Internetzugang über DSL noch lange begleiten . Ebenfalls dürfte die „Freude“ groß sein, wenn man Netzwerkkabel in seiner heimischen Wohnung unter Putz verlegt hat, nur um dann ein paar Jahre später festzustellen, dass für den Umstieg auf höhere Datenraten die verlegte Kabelkategorie nicht mehr ausreichend ist.
Auf der anderen Seite sofort das neueste und vermeintlich beste zu Installieren kann teuer werden und auch fehlerträchtig da eine Technologie evtl. noch nicht ausgereift ist.
Die Kunst ist hier, für einen selbst die richtige Balance zu finden.
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Dort wo der Installationsaufwand an sich aufwendig und teuer ist, sollte man eher bereit sein etwas mehr Geld für Anlagen auszugeben, welche auch noch für die kommenden Technologiegenerationen nutzbar sind. Beispiele hier sind Kabel und andere Unterputzinstallationen. Dabei geht es nicht zwingend darum die besten Kabel zu verlegen. Eine Installation von Leerrohren für Kabel erlaubt es z.B. relativ einfach die Kabel auszutauschen und ermöglicht damit eine noch höhere Flexibilität.
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Ähnlich wie bei der Installation für elektrische Steckdosen ist es besser bei Gelegenheit einen Netzwerkanschluss zu viel, als zu wenig zu installieren. Wer hätte vor 10 Jahren zum Beispiel gedacht das mehr und mehr netzwerkfähige Geräte Einzug in das Wohnzimmer oder selbst in die Küche halten. Und wenn Sie persönlich heute solche Geräte nicht brauchen, wie wird es wiederum in 10 Jahren aussehen?
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Geräte und Anlagen, welche leicht getauscht werden können, brauchen nur Ihren heutigen Anforderungen zu genügen. Falls Nachhaltigkeit eine für sie wichtige Anforderung ist, dann ist es aber auch hier eine Überlegung wert, sich eventuell etwas performantere und zukunftsträchtigere Geräte anzuschaffen.
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Wird die Anzahl der Geräte zunehmen, welche an das Heimnetzwerk angeschlossen werden sollen? Dies ist schon fast eine rhetorische Frage, denn die Vernetzung von Geräten im Heim nimmt mehr und mehr zu. Als Resultat sollte man dies beim planen der konkreten Netzwerkarchitektur schon im Hinterkopf haben.
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Geräte oder Systeme aus einer Hand, mit herstellerspezifischen Schnittstellen, versprechen meist eine leichte Installation und Inbetriebnahme ohne Interoperabilitätsprobleme. Dafür ist man oft mit einem bestimmten Hersteller gefangen und verliert an Flexibilität bezüglich der Möglichkeit in Zukunft andere, vielleicht bessere und/oder günstigere Geräte einzusetzen. Wer etwas technikaffin ist oder kompetente Hilfe hat, sollte darauf achten das die Geräte und deren Schnittstellen so offen und unabhängig wie möglich sind. Spätestens wenn ein Gerät defekt ist und der original Hersteller keinen oder nur sehr teuren Ersatz hat, ist man froh auch Geräte anderer Hersteller benutzen zu können.
Notiz: Einige der wichtigsten grundlegenden Netzwerktechnologien und Protokolle (z.B. Ethernet und das Internet Protokoll(IP)), wurden übrigens in den 1970er Jahren entwickelt. Viele andere Technologien wie Token Ring, ISDN, ATM sind seitdem aufgekommen und wieder relativ bedeutungslos geworden. Doch es ist eine sichere Wette, das uns Ethernet und das IP-Protokoll noch die kommenden Jahrzehnte erhalten bleiben werden, wenn gleich mit immer neuen Ausprägungen und Versionen. Ich empfinde es aber als beruhigend das zumeist die Grundlagen und Konzepte hinter Technologien gleich oder ähnlich bleiben, wenn sich der Schleier der neu erfundenen Begriffe erst einmal gelüftet hat.
Netzwerkanforderungen - Die Verwaltung, Kontrolle und Fehlersuche
Wie schon unter dem Unterkapitel „Die Benutzer und Ihre Anwendungen“ erwähnt, ist ein Netzwerk idealerweise unsichtbar für den Endbenutzer. Doch mit steigender Anzahl von netzwerkfähigen Geräten und Anwendungen, zunehmenden Varianten von WLAN, also insgesamt wachsender Komplexität, steigt auch der Bedarf das Netzwerk zu Verwalten, zu Kontrollieren und Informationen zur Fehlerbehebung abrufen zu können.
Folgend wieder eine Liste mit Fragestellungen, welche Anregungen geben, um Ihre persönlichen Anforderungen herauszufinden
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Möchte ich Einsehen können welche Geräte über mein Netzwerk kommunizieren, bzw. Daten aus dem Internet abrufen?
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Möchte ich genau Kontrollieren können welche Geräte sich mit dem Internet verbinden dürfen?
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Will ich in der Lage sein einzelne Geräte zu priorisieren, wenn die zur Verfügung stehende Bandbreite knapp wird?
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Will ich überprüfen können ob die einzelnen Übertragungsstrecken (WLAN/Ethernet) funktionieren und wie gut diese funktionieren?
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Möchte ich Buch führen welches Gerät wie viel Daten, wann übertragen hat?