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Die Festlegung der Übertragungsmedien

Für den Aufbau eines Heimnetzwerkes werden heutzutage hauptsächlich drei Übertragungsmedien, mit jeweils einer dahinter liegender Technologie verwendet.

Wie vergleichen sich diese Übertragungsmedien, wenn man die baulichen Gegebenheiten noch für einen kurzen Augenblick außer Acht lässt. Folgend hierzu eine Tabelle welche die Übertragungsmedien Funk, Ethernetkabel und Stromnetz relativ miteinander vergleicht:

Übertragungsmedium Mobilität Netto Datenrate Latenz Zuverlässigkeit
Funk (WLAN) Hoch Mittel Mittel niedrig
Kabel (Ethernet) Niedrig Hoch Niedrig Hoch
Stromnetz (PowerLine) Niedrig Mittel Mittel Mittel

Für den Vergleich wurde für den Funk der WLAN Standard IEEE802.11ac, für das Kabel die Gigabit-Ethernet Technologie und für das Stromnetz die Homeplug AV2 Technologie herangezogen.

Für weitergehende Informationen zu den Übertragungsmedien, können Sie in den Kapiteln zu Funk (WLAN), Kabel (Ethernet), Stromnetz (PowerLine) lesen. Auch finden Sie ein Kapitel über die Nutzung von Ethernet über Telefonkabel.

Mobilität: WLAN hat die höchste Mobilität da mit dieser Technologie mit vergleichsweise wenig Aufwand eine hohe Abdeckung erzielt werden kann und der Nutzer frei ist von der Lokalität der Anschlüsse. Mit Ethernet und PowerLine ist man nur so mobil, wie es die Kabel zulassen, das gilt für die Örtlichkeit der Anschlussbuchse, als auch das Kabel von der Anschlussbuchse zu z.B. ihrem Laptop.

Netto Datenrate: Die neueste Produktgeneration von WLAN und PowerLine wird mit Datenraten von über 1Gbit/s beworben. In der Realität liegen die netto Datenraten in der Dimension von mehreren hundert Mbit/s. Unter schlechten Verbindungsverhältnissen auch unter 100Mbit/s. Die netto Datenrate bei Ethernet auf der Vermittlungsschicht (OSI Modell) liegt typischerweise bei über 90% der brutto Datenrate. Als Resultat ist die netto Datenrate bei Ethernet am höchsten.

Latenz: Allen Übertragungsmedien ist gemeinsam, das wenn das Medium zwischen Benutzern geteilt wird zusätzliche Verzögerungen (Latenzen) eintreten. WLAN und PowerLine haben aber weitergehend noch die Eigenschaft das Kontrollprotokolle die Zugriffsrechte auf das Medium regeln, die Technologien anfälliger gegenüber Störungen sind und das die Netto Datenrate unter der von Ethernet liegt. Hinzu kommt das bei steigenden Überlastungen die Verzögerungen bei WLAN durch die CSMA/CA Zugriffskontrolle überproportional ansteigen. Somit hat im Vergleich Gigabit-Ethernet die niedrigste und beste Latenz.

Zuverlässigkeit: Aufgrund des höheren Packetjitters und größeren Potentials für Datenpaketverluste durch extern induzierte Störungen, liegt auch bei der Zuverlässigkeit das kabelgebundene Gigabit-Ethernet vorne.

Zusammenfassend und bauliche Gegebenheiten noch außer Acht lassend, dort wo Mobilität gefordert wird ist der Einsatz von WLAN empfehlenswert und dort wo eine zuverlässige und performante Anbindung benötigt wird Ethernet.

Welches Übertragungsmedium präferiert wird hängt jedoch auch stark von den baulichen und lokalen Gegebenheiten ab. Das spätere installieren von Kabeln ist aufwendig. Wände oder Decken mit hoher Dämpfung von Radiowellen (Stichwort: Stahlbeton), können den Einsatz von WLAN verhindern. Ob PowerLine eine gangbare Alternative ist hängt von ihrem Stromnetz ab. Somit gilt es auch die baulichen und lokalen Gegebenheiten in Betracht zu ziehen.

Für die folgenden Überlegungen werden exemplarisch 2 Fälle betrachtet. Zu einem eine eingeschossige 3 Zimmer Wohnung. Zum anderen ein Wohnhaus für eine Wohnpartei, mit Erdgeschoss, Obergeschoss und ausgebautem Dachboden.

Die 3 Zimmer Wohnung

Im Idealfall sollte in jedem der Zimmer, sowie der Küche wenigstens ein Ethernet-Netzwerkanschluss verlegt werden. Da die Anzahl der Geräte, welche einen Netzwerkanschluss benötigen, schon heute in einem Haushalt sehr groß sein kann und in Zukunft wachsen wird, sollte vorgedacht werden und die Möglichkeit für mehr als 1 Ethernet Netzwerkanschluss vorgesehen werden. Hierfür gibt es 2 Alternativen. Entweder man installiert eine mehrfach Netzwerk-Anschlussdose mit 2 oder sogar 4 Anschlüssen oder man sieht die Möglichkeit vor in dem Raum nah an der Netzwerk-Anschlussdose einen Ethernet-Switch platzieren zu können.

Tipp: Im Falle der Installation einer mehrfach Netzwerk-Anschlussdose. Vergeben Sie jedem Netzwerkanschluss eine eineindeutige Identifikation und beschriften Sie die beiden zusammengehörigen Anschlussenden von einer Anschlussstrecke. Man erspart sich das spätere Ausmessen, sowohl für eine eventuelle Fehlersuche als auch für potentielle Konfigurationen die sich auf einen spezifischen Ethernetanschluss beziehen.

Vorteil der Installation einer mehrfach Netzwerk-Anschlussdose ist, dass solange die Anzahl der Anschlüsse ausreicht kein weiteres Gerät mehr benötigt wird, um weitere Anschlüsse bereitzustellen. Dafür muss aber pro Anschluss ein Kabel verlegt werden und wenn eines Tages die Anschlüsse doch nicht mehr ausreichen, dann wird am Ende doch wieder ein separater Ethernet-Switch benötigt. Die Verlegung separater Kabel hat allerdings wiederum den Vorteil, das die Übertragungskapazität nicht zwischen verschiedenen Geräten geteilt wird.

Wenn man direkt einen Ethernet-Switch vorsieht, dann hat man eine hohe Flexibilität was die Anzahl der vorhandenen Anschlüsse angeht. Es gibt schon sehr kompakte Geräte mit 4 Ethernet-Netzwerkanschlüssen (z.B. 10cmx2,5cmx10cm; BxHxT). Auch ist der Austausch eines Gerätes (für mehr Netzwerkanschlüsse) problemlos, wenn man für diese Möglichkeit etwas Platz gelassen hat. Ebenso ist nur die Installation eines Kabels von dem Internet-Router mit zentralem Switch zum Zimmer nötig. Der größte Nachteil ist ein zusätzliches Gerät, welches Platz einnimmt, Strom verbraucht und auch kaputt gehen kann. Des Weiteren teilen sich alle an dem Ethernet-Switch angeschlossenen Geräte, die Übertragungskapazität des einen Netzwerkkabels. Im Vergleich mit WLAN oder PowerLine, werden allerdings immer noch deutlich höhere netto Datenraten erzielt.

Um bequem und mobil Geräte wie Notebooks, Tablets oder Smartphones zu nutzen, kann ein zentral platzierter WLAN-Access-Point eingesetzt werden. Als Gesamtresultat erhält man die gute Leistung von Ethernet, komplementiert mit den Vorzügen von WLAN.

Die folgenden Grafiken illustrieren diese beiden Ansätze: Bild: Wohnung Netzwerk Architekturen

Für die vorhergehenden Überlegungen wurde von dem Einsatz von Gigabit-Ethernet ausgegangen. Zu einem unterstützt die hohe Datenrate dieser Technologie das flotte Übertragen großer Datenmengen von z.B. einem Network-Attached-Storage (NAS), zum anderen erlaubt eine Überdimensionierung in Maßen, das sich verschiedene Geräte und Anwendungen die Übertragung über ein Kabel teilen können. Weiterhin verschafft man sich auch eine sinnvolle Reservekapazität für die Zukunft. Und nicht zuletzt unterstützen inzwischen viele Produkte für den Heimnetzwerkbereich Gigabit-Ethernet, was die Errichtung eines Netzwerkes mit dieser Technologie auch Praktikabel macht.

Tipp: Ein kleiner Vorgriff auf das Kapitel Die Installation eines Ethernet Netzwerks. Für die meisten heutigen Anwendungen und Geräte ist die Fast-Ethernet Technologie ( typischerweise >90Mbit/s netto Datenrate) ausreichend. Fast-Ethernet benötigt 4 Adern eines Ethernet Kabels für die Datenübertragung. Für Ethernet spezifizierte Kabel der gängigsten Kategorien Cat5e, Cat6a und Cat7, besitzen 8 Adern. Diese werden alle für Gigabit-Ethernet gebraucht. Für Fast-Ethernet könnte man nun jeweils 2 Adernpaare für einen Anschluss verwenden und sich sozusagen ein Kabel teilen (“Cable Sharing”). Ob Ihre Netzwerkanbindung über Gigabit oder Fast-Ethernet läuft ist jedoch nicht auf den 1. Blick ersichtlich, da 2 Geräte mit Gigabit-Ethernet Anschlüssen auch über eine Installation mit 2 Adernpaaren funktionieren können (aufgrund einer “Link Speed Downshift” Funktion), dann allerdings nur mit der niedrigeren Datenrate von Fast Ethernet. Von daher, falls Sie selbst nicht Ihr Netzwerk installieren, aber Gigabit-Ethernet einsetzen wollen, dann betonen Sie das die Installation direkt mit Gigabit-Ethernet betrieben wird und lassen sich dies nach der Installation auch über Messprotokolle bestätigen.

Eine aufkommende Fragestellung ist auch, welcher Kabeltyp am besten für die Ethernet Installation verwendet wird. Falls die Verlegung einfach ist und unproblematisch ausgetauscht werden kann, dann reichen Kabel der Kategorie 5e, um ein Netzwerk mit Gigabit-Ethernet zu betreiben. Im reinen Betrieb von Gigabit-Ethernet haben Kabel höherer Kategorien keinen Vorteil. Mehr Zukunftssicherheit wird jedoch erreicht indem man die Verkabelung gleich auf 10Gigabit-Ethernet auslegt, auch ohne direkt 10Gigabit-Ethernet zu betreiben. Dies ist gerade für z.B. aufwendige Unterputzinstallationen eine sinnvolle Überlegung. Hierfür sollte man dann Kabel der Kategorie 6A oder 7 verlegen. Bei der Entscheidung ob man Kabel der Kategorie 6A oder 7 nimmt, sollte man sich vom Preis und der Verfügbarkeit leiten lassen. Noch mehr Flexibilität erreicht man, in dem man Leerrohre für Kabel installiert. Ist z.B. in zwanzig Jahren die Glasfaser im Heimbereich angekommen, dann kann man die dann veralteten Kupferkabel verhältnismäßig leicht ersetzen. Mehr Informationen finden sich in dem Kapitel über Ethernetkabel.

Doch das Verlegen von neuen Kabeln ist nicht immer möglich. Was würde in diesem Fall also näher liegen als vielleicht die existierenden Kabel des Stromnetzes zu nutzen. Die PowerLine Technologie ist für diesen Einsatzzweck gedacht. Das Konzept ist sehr einfach. In wenigstens zwei Steckdosen wird ein PowerLine Adapter eingesteckt. Per Knopfdruck finden sich die PowerLine Adapter und stellen eine sichere Verbindung her. Weitere PowerLine Adapter können nach dem gleichen Prinzip hinzugefügt werden. Ein PowerLine Adapter selbst bietet dann entweder einen Ethernet Anschluss oder einen WLAN Access Point an oder auch beides. Mittels Ethernet kann dann der PowerLine Adapter, welcher nahe dem Internet-Router eingesteckt wurde, per Ethernet Patchkabel mit diesem Verbunden werden. Die Endgeräte oder ein Ethernet-Switch können dann entweder auch per Ethernet oder per WLAN eingebunden werden.

Klingt soweit alles gut, doch wie schon im Vergleich der Übertragungsmedien erwähnt liegen die netto Datenraten in der Praxis mit dem Einsatz der neuesten Homeplug AV2 Technologie bei mehreren hundert Mbit/s. Im Fall von Störungen und/oder höherer Dämpfung, welche in der Realität mit PowerLine häufiger vorkommen, sinkt die netto Datenrate noch weiter und kann dann auch deutlich unter die 100Mbit/s fallen. Das Stromnetz bildet ein geteiltes Übertragungsmedium für alle angeschlossenen PowerLine Adapter, sprich es kann immer nur ein PowerLine Adapter zu einem Zeitpunkt senden. Sendet ein PowerLine Adapter müssen sich die anderen Adapter gedulden bis Sie an der Reihe sind, das kann die Datenrate noch weiter senken. Auch ist oftmals die Anzahl der PowerLine Adapter in einem PowerLine Netzwerk begrenzt. Dies bedeutet das je nach Hersteller und eingesetztem PowerLine Adaptertyp eventuell nur 8 Adapter miteinander verbunden werden können. Ermitteln Sie bei Bedarf den exakten Wert für Ihren Hersteller und eingesetzten PowerLine Adaptertyp.

Gerade alte Elektroinstallationen wo evtl. noch die sogenannte klassische Nullung und Leitungen mit 1mm Querschnitt eingesetzt wurden, stellen PowerLine vor Herausforderungen. In einem Mehrfamilienhaus kann es auch in seltenen Fällen vorkommen, das die Signale vom PowerLine des Nachbarn, noch bis in die eigene Wohnung reichen. In diesem Fall können die PowerLine Netzwerke koexistieren, aber die netto Datenrate sinkt weiter, da sich dann beide PowerLine Netzwerke das Übertragungsmedium teilen.

Falls man etwas mehr Sicherheit haben möchte, wie gut PowerLine in der eigenen Wohnung funktioniert, dann kaufen oder leihen Sie sich wenn möglich zwei PowerLine Adapter des gewünschten Typs und testen Sie in Ihrem eigenen Heim die Verbindung von ihrem Internet-Router zu verschiedenen Orten. Solch ein Test gibt noch keine finale Garantie, da Störungen im Stromnetz auch davon Abhängen, welche Verbraucher gerade aktiv sind, doch bekommt man schon eine gute Schätzung. Wie man einen Test der netto Datenrate durchführen kann können Sie im Kapitel Speedtest nachlesen. Als Ergänzung bietet es sich an auch die Latenz per Ping zu prüfen.

Alleine schon um bequem und mobil Geräte anzubinden, wird ein WLAN-Access-Point sehr wahrscheinlich Bestandteil Ihres Heimnetzwerkes sein, warum also nicht das gesamte Netzwerk nur über WLAN erstellen?. Meistens ist ein WLAN-Access-Point sogar schon in ihrem Internet-Router integriert. Wenn nicht kann man sich solch ein Gerät auch einzeln kaufen, aufstellen und per Ethernet an Ihren Internet-Router anschließen. Anschließend muss noch der WLAN-Access-Point konfiguriert werden. Danach können sich die WLAN-Clients schon zum WLAN-Access-Point verbinden. In den meisten mobilen Geräten ist ein WLAN-Client integriert. Für andere Geräte gibt es Geräte für WLAN-Clients, welche man in einen USB oder Ethernet-Anschluss stecken kann. Insgesamt ist die Einrichtung etwas aufwendiger als im Vergleich zu PowerLine, aber auch kein Hexenwerk (siehe die Kapitel zur Installation und Einrichtung eines für weitere Informationen zur Einrichtung von einem WLAN).

Doch wie bei PowerLine gibt es Schwächen. Ähnliche wie bei PowerLine stellen die oft genannte brutto Datenraten nicht die netto Datenrate dar. Dazu kommen ebenfalls wieder die Punkte das ein gemeinsames Medium, die Funkschnittstelle in diesem Fall, unter sämtlichen Teilnehmern geteilt wird. Erschwerend kommt bei WLAN hinzu, das es schneller vorkommen kann, das der Nachbar auf dem gleichen Kanal funkt und die Anzahl der Teilnehmer auf dem physikalischen Medium erhöht Auch ist die Zugriffskontrolle ineffizienter (CSMA/CA), was bedeutet das bei steigender Anzahl der Teilnehmer die netto Datenrate exponentiell sinkt, bis die Verbindung praktisch unbrauchbar wird. Dem „Konflikt“ mit dem Nachbarn kann entgegengewirkt werden, indem man ein Frequenzband und einen Kanal wählt, welcher noch nicht belegt ist. Die Belegung kann man selbst in Erfahrung bringen indem man mit einem Smartphone, Tablet oder Notebook, die Kanalbelegung in den Frequenzbändern 2,4GHz und 5GHz prüft. Wie man dies macht ist im Kapitel über das Scannen der WLAN Umgebung erläutert.

Auch ist es wichtig die Signaldämpfung von WLAN zu beachten, wenn Sie eine gute Leistung haben möchten. Jede Wand, Tür, Fenster, Decke dämpft das Funksignal, auch wenn es nur eine Schranktür ist, hinter welcher der WLAN-Access-Point untergebracht ist. Generell gilt je höher die Dämpfung desto niedriger wird die zu erreichende netto Datenrate, bis zu dem Punkt wo die Verbindung ganz abbricht. Um sich vorab einen Eindruck zu verschaffen wie hoch die Dämpfung an verschiedenen Orten ist können Sie eine sogenannte WLAN-Heatmap erstellen, siehe hierfür das Kapitel über das Scannen der WLAN Umgebung. Hierzu misst man beim Begehen der Wohnung die Stärke des empfangenen Empfangssignals und notiert sich diese. Es gibt auch Tools, welche die Messung direkt grafisch aufbereiten. Alternativ können Sie auch einen Test der netto Datenrate und Latenz durchführen (Speedtest; Ping). Beachten Sie das bei solch einem Test die älteste Technologie, entweder in ihrem WLAN-Access-Point oder ihrem WLAN-Client, die maximal erreichbare netto Datenrate vorgibt. Der modernste WLAN-Access-Point, welcher z.B. IEEE802.11.ax (WiFi 6) beherrscht, ist nur so gut wie es die Technologie des WLAN Clients erlaubt. Wie bei PowerLine geben Ihnen diese Tests keine finale Garantie das die getestet Leistung zu allen Zeiten erreicht wird, da schnell neue WLAN Netzwerke hinzukommen können, und doch sind die Daten hilfreich um abzuschätzen ob es ausreicht alle Geräte per WLAN anzubinden.

Gibt es Stellen an welchen Sie WLAN Empfang haben möchten, aber die Dämpfung ist zu groß oder es kommt keine Verbindung zu Stande, dann können Sie Ihre Abdeckung über das Aufstellen weiterer WLAN-Access-Points oder von WLAN-Repeatern verbessern. Das Aufstellen weiterer WLAN-Access-Points bedingt jedoch das an dem Ort wo der WLAN-Access-Point aufgestellt werden soll, eine Ethernet oder PowerLine Anbindung vorhanden ist. WLAN-Repeater sind hier unkomplizierter, da Sie sich an eine bestehende WLAN-Funkzelle anbinden, eine eigene neue Funkzelle erstellen und die Daten von Funkzelle zu Funkzelle weiterreichen. Dieses Weiterreichen ist jedoch der Leistung (Datenrate, Latenz) abträglich.

Eine Schlussfolgerung dieses Abschnittes über die Festlegung der Übertragungsmedien in einer Wohnung ist, das es nicht die eine Lösung gibt. Ein Kompromiss wird in vielen Fällen unumgänglich sein. Um die für Sie beste Lösung zu finden ist es notwendig sich selbst etwas mit der Thematik zu beschäftigen. Alternativ sollte man sich beraten lassen. Am Ende sollten Sie aber ein Plan erstellt haben, wie die Struktur Ihres Heimnetzwerkes aussehen soll und welche Übertragungsmedien Sie einsetzen möchten, um ein für Sie adäquates Heimnetzwerk zu erstellen.

Das Wohnhaus

Die für eine 3 Zimmer Wohnung getroffenen Betrachtungen sind auch für ein Wohnhaus relevant. Zusätzlich gilt es noch oft mehrere Stockwerke und eine größere Grundfläche abzudecken. Dafür haben „störende“ Nachbarn, im Sinne von WLAN und PowerLine, nicht mehr so viel Einfluss, da sich die aufgelockerte Bebauung, günstig auf die geographische Dichte von Netzwerken mit diesen Technologien auswirkt.

Wenn Sie noch alle Möglichkeiten offen haben, dann empfiehlt es sich für die Grundstruktur Ihres Netzwerkes auf Ethernet zu setzen. Ähnlich wie bei einer Wohnung ergibt sich dann die Frage ob eine zentrale oder de-zentrale Lösung für Sie die bessere Variante ist. In einer zentralen Lösung laufen alle Kabel an einer Stelle zusammen. Hier bietet sich meistens der Raum an in welchem sich auch der externe Internetzugang befindet. Die Verteilung der zu übertragenen Daten übernimmt dort ein Ethernet-Switch mit 16, 24 oder mehr Netzwerkanschlüssen, je nachdem wie viele Netzwerkanschlüsse Sie insgesamt vorsehen. Sämtliche Netzwerkanschlüsse in Ihrem Haus werden dann von dieser Stelle aus versorgt. Diese sehr einfache Struktur bietet eine gute Übersicht und einfache Kontrolle, da z.B. nur ein Ethernet-Switch verwaltet werden muss. Als Nachteil ergibt sich ein höherer Verkabelungsaufwand, da von diesem zentralen Punkt jeweils ein Kabel zu einem Netzwerkanschluss verlegt wird. Auch ist die Flexibilität verglichen zu einer de-zentralen Lösung geringer, denn möchten Sie Ihr Netzwerk erweitern und die Struktur beibehalten, dann gilt es wieder ein Kabel zu dem zentralen Ethernet-Switch zu verlegen.

Eine alternative Struktur ist es, von Ihrem Raum in welchem sich der Internetzugang befindet, ein Ethernet Kabel pro Stockwerk zu verlegen. Dort übernimmt dann wieder jeweils ein Ethernet-Switch pro Stock die weitere Verteilung. Damit können Sie Ihr Netzwerk leichter Erweitern, da es für einen neuen Netzwerkanschluss nur nötig ist, die Verbindung zu einem Ethernet-Switch auf einem Stockwerk herzustellen. Als Nachteil ist anzumerken, das dadurch natürlich die Anzahl der zu verwaltenden und auch Energie verbrauchenden Geräte steigt. Auch teilen sich dann sämtliche Endgeräte eines Stockwerkes, für die Datenübertragung, das Kabel welches vom Ethernet-Switch auf einem Stockwerk zu dem Ethernet-Switch nahe des Internetzuganges verläuft. Doch bei den heute üblichen Datenraten für den Internetzugang von einigen Mbit/s bis zu wenigen hundert Mbit/s, ist für den Zugriff auf das Internet nicht das Ethernetkabel der Flaschenhals. Falls bei der Auswahl des Kabeltyps darauf geachtet wurde ein Kabel der Kategorie 6A oder 7 zu verlegen, dann kann zu einem späteren Zeitpunkt die Verbindung bei Notwendigkeit auch auf 10Gigabit-Ethernet aktualisiert werden. Das folgende Bild veranschaulicht die eben dargestellte Netzwerkstruktur.

Bild: Wohnhaus Netzwerk Architektur
Bild: Wohnhaus Netzwerk Architektur

Wie der Darstellung entnommen werden kann, ist auch WLAN teil der Netzwerkstruktur. Pro Stockwerk ist ein eigener WLAN-Access-Point vorgesehen, um eine gute Abdeckung und Leistung zu erzielen. Der Einwand mag jetzt kommen, warum nicht ein WLAN-Access-Point im Obergeschoss ausreicht. Der Grund ist das die Funkabstrahlung bei WLAN, mit einer üblichen omnidirektionalen Antenne, nicht gleichmäßig als Kugel geschieht, sondern mehr in der Fläche (bei Interesse siehe hierzu das Kapitel wie WLAN konzeptionell funktioniert). Somit ist eine gute Verbindung von WLAN über Stockwerke hinweg problematisch. Wenn Sie es genau wissen und planen möchten, dann ist wieder die Erstellung einer WLAN-Heatmap nützlich. Sobald Sie mehr als einen WLAN-Access-Point betreiben, ist es Notwendig, die zu nutzenden Frequenzbänder und Kanäle zu planen. Sonst kann es vorkommen das sich Ihre eigenen WLAN-Access-Points unnötig gegenseitig stören. Hierzu ermitteln Sie die zur Verfügung stehenden, möglichst wenig genutzten Kanäle (WLAN Kanäle scannen) und weisen Sie Ihren WLAN-Access-Points, unterschiedliche sich nicht gegenseitig störende Kanäle zu. Es ist gut möglich, das ein WLAN-Access-Point, welcher im Erdgeschoss platziert wurde, nicht nur eine schlechte, sondern gar keine Verbindung zum z.B. Dachgeschoss erlaubt. In diesem Fall können Sie den Kanal welcher dem WLAN-Access-Point im Erdgeschoss zugewiesen wurde, im WLAN-Access-Point des Dachgeschosses wiederverwenden. Auch das Thema „Roaming“ kann für Sie interessant sein, wenn Sie den Einsatz mehrerer WLAN-Access-Points planen. Das entsprechende Kapitel zu WLAN Roaming bietet hierzu mehr Informationen.

Wie auch bei einer Wohnung kann Ihnen PowerLine gute Dienste leisten, wenn es gilt teilweise oder ganz ohne eine Ethernet Verkabelung auszukommen und eine Anbindung rein über WLAN ebenfalls nur eine schlechte Leistung bringen würde. Den Ausführungen, welche für eine Wohnung getätigt wurden, ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen, außer dass die Anzahl der eingesetzten PowerLine Adapter potentiell höher sein kann. Somit ist es wichtiger zu klären, wie viele PowerLine Adapter an einem PowerLine Netzwerk teilnehmen können, fall Sie planen die Grundstruktur Ihres Heimnetzwerkes auf PowerLine basieren zu lassen. Da dies vom Hersteller und Gerätetyp abhängt, muss dieser Punkt individuell von Ihnen selbst geklärt werden.

Zusammenfassend lohnt es sich bei Wohnhäusern, noch mehr als bei Wohnungen, über ein Heimnetz nachzudenken, welches in seiner Grundstruktur auf Ethernet basiert. Gerade bei einem Neubau oder einer umfangreichen Sanierung ist der Mehraufwand durch eine dedizierte Verkabelung überschaubar. WLAN kann Ethernet gut komplementieren, um das Bedürfnis einer mobilen Netzwerkanbindung zu erfüllen. Falls im individuellen Fall Ethernet keine oder nur eine teilweise Lösung für die Netzwerkanbindung im ganzen Haus bietet, dann gibt es mit PowerLine und WLAN potentielle Alternativen.